KOLUMNE

Die Karl-Kolumne ergänzt die Printausgabe des Karl. Die Kolumne präsentiert Rezensionen aktueller und alter Schachbücher, Betrachtungen über die Literatur, Kultur und Psychologie des Schachs und gelegentliche Kommentare zum aktuellen Schachgeschehen.

 

EINE GELUNGENE EINFÜHRUNG IN DEN GESCHLOSSENEN SIZILIANER

Von FM Uwe Kersten

Pallisers Closed Sicilian Cover

Richard Palliser,
Starting out: Closed Sicilian,
Everyman Chess 2006, 208 Seiten,
19.50 €

(Das Belegexemplar wurde  freundlicherweise von der Firma Niggemann zur Verfügung gestellt.)

Der Geschlossene Sizilianer ist vor allem bei jenen Schachfreunden beliebt, die ohne viel Varianten zu pauken gegen den Sizilianer bestehen wollen. In der Tat spielt sich der Aufbau mit der Bauernstruktur d3, e4, f4, g3 und dem Figurenaufbau Sc3, Le3, Sf3, Lg2 nebst 0-0 auch schön schematisch und man ist in der Regel in der Eröffnungsphase vor unliebsamen Überraschungen sicher.

Zu dem bekommt man im Mittelspiel gelegentlich schöne Angriffschancen gegen den schwarzen König. Ein Beispiel hierzu, was in keiner Einführung zum Geschlossenen Sizilianer fehlen darf, wird dann auch von Palliser vorgestellt, nämlich der Klassiker Spasski – Geller aus ihrem berühmten Match von 1968. Aber es werden auch die schwarzen Möglichkeiten hervorgehoben, so der klassischen Gegenschlag f7-f5 gegen die weiße Bauernwalze am Königsflügel, der schon so manche Attacke zum Erliegen gebracht hat. Auch hier bedient sich Palliser unter anderem wieder einer Partie Spasskis, der ja als einer der größten Experten des weißen Aufbaus gilt und bringt seinen Verlust gegen Portisch aus dem Interzonenturnier von 1982.

Insgesamt stellt Palliser den Geschlossenen Sizilianer an 42 ausführlich kommentierten Partien vor. Davon sind nur etwa die Hälfte aller Partien nach 2000 gespielt, was für ein Theoriewerk etwas veraltet erscheinen mag. Allerdings entwickelt sich die Theorie nach 1.e4 c5 2.Sc3 doch nicht ganz so stürmisch wie nach 1.e4 c5 2.Sf3, so dass dies keinen Nachteil darstellt. Im Gegenteil, Palliser tut gut daran, den Leser, sofern er denn Einsteiger in die Thematik ist, mit den Klassikern vertraut zu machen, denn ohne deren Kenntnis ist ein umfassendes Verständnis nicht möglich. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch etwas ermüdend, sollte man schon Bücher zum Thema besitzen, die gleichen Partien erneut vorgesetzt zu bekommen, womit sich die Zielgruppe auch definiert: eben Einsteiger ohne große Vorkenntnisse in dieses spezielle Themengebiet.

Diese Zielgruppe wird dann aber auch gut bedient. Neben den Hauptsystemen mit 6.f4 und 6.Le3 (nach 1.e4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5. d3 d6) analysiert der Autor auch die selteneren Fortsetzungen wie 6.Sge2 und 6.Sh3. Interessant ist auch das Schlusskapitel, wo sich Palliser über diverse Zugfolgen Gedanken macht und Ansätze wie 1.e4 c5 2.d3 bzw. 2.g3 vorstellt. In jedem Kapitel finden sich Merksätze und hervorgehobene Anmerkungen und Tipps zu besonders typischen Momenten. Auch erfährt man, ob eine Variante besonders theorielastig ist oder wie sie sich statistisch in der Datenbank darstellt. Abgerundet wird jedes Kapitel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, so dass der Leser noch mal einen Überblick erhält.

FAZIT

Wer in die Welt des Geschlossenen Sizilianers einsteigen möchte, erhält mit dem vorliegenden Werk von Richard Palliser eine gute Grundlage. Der Autor gibt viel erklärenden Text und arbeitet die typischen Momente gut heraus. Auch ein kundiger Spieler des Geschlossenen Sizilianers wird sicherlich noch die ein oder andere neue Idee bei Palliser finden, allerdings auch auf schon Bekanntes treffen. Insgesamt ein gelungenes Werk, was zum Studium empfohlen werden kann!