Harry Schaack

EDITORIAL

LIEBE LESER,

nach 18 Jahren ist KARL erwachsen geworden. Bislang nur als Vereinszeitschrift der Schachfreunde Schöneck in kleinerem Rahmen vertrieben, ist er nun vierteljährlich bundesweit zu erhalten.

Mit der Erscheinungsweise hat sich der Charakter des Magazins geändert – neben Layout und Druckqualität auch das inhaltliche Konzept. KARL widmet sich allem, was Schachspieler interessiert, in herkömmlichen Schachzeitschriften jedoch zu kurz kommt. Anstelle von Turnierberichten, Anand-Partien, Kasparow-Neuerungen und Protestfällen der Bundesliga finden Sie hier jene Themen, die anderswo Aktualitäten und vermeintlich Bedeutendem geopfert werden.  

Darum hat jede KARL-Ausgabe einen Schwerpunkt. Diesmal geht es um „Tempo!“. Aktu­eller Anlass ist der Beschluss des Weltschachbundes, eine neue, ungetestete Bedenkzeit einzuführen, die den Spielern wesentlich weniger Kontrolle über das Geschehen auf dem Brett lässt, und viel Widerspruch ausgelöst hat. Dabei ist der Trend zur Beschleunigung alles andere als neu und setzt eigentlich schon ein, als Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, das Denken der Spieler zu disziplinieren. KARL spannt den Bogen von einem Essay Ernst Strouhals über Schach im Zeitalter der Ungeduld über einen Besuch bei Manfred Mädler und dessen Schachuhrensammlung in Dresden bis zum praktischen Umgang mit der Zeitnot für den Turnierspieler. Die Bandbreite der Unterschiede des persönlichen Tempos werden im Vergleich zwischen dem Fernschach mit vielen Tagen Bedenkzeit pro Zug und dem  Bullet, dem Ein-Minuten-Blitz im Internet, deutlich. 

Apropos: Internet ist das Thema der nächsten Ausgabe, die Ende September erscheint.

Daneben finden Sie in KARL fundierte Kritiken von Büchern und anderen Publikationsmedien, in denen nicht nur Züge und Elo-Zahlen zum Gegenstand der Betrachtung werden, sondern auch die Menschen, die unser Spiel ausmachen.

Ob es noch Sinn macht, eine Zeitschrift auf Papier zu produzieren, ob eine Website nicht zeitgemäßer wäre, sind meine Mit-Redakteure Johannes Fischer, Stefan Löffler und ich immer wieder gefragt worden. Wir glauben, eine Qualität anbieten zu können, die für den hastigen Konsum am Bildschirm ungeeignet ist.

KARL braucht jetzt viele Mitstreiter. Als Abonnenten und Inserenten, als Leser und Kritiker. Empfehlen oder verschenken Sie KARL. Schreiben Sie uns.   

Ihr Harry Schaack