VERLEIHUNG DES DEUTSCHEN SCHACHPREISES
Während des gemeinsamen Sammler-Treffens der Chess Collectors International und der Ken Whyld Association im November in Weimar verlieh der Deutsche Schachbund dem Schachmagazin KARL den Deutschen Schachpreis – die höchste Auszeichnung, die der DSB zu vergeben hat. Einen besseren Rahmen für die Verleihung hätte man sich schwerlich wünschen können. Unter den Gästen befanden sich mit Dr. Claus Spahn und Dr. Helmut Pfleger auch zwei frühere Preisträger. DSB-Sportdirektor Uwe Bönsch überreichte den goldenen Pokal nebst Urkunde und hielt die Laudatio. Unser Dank gilt auch dem DSB-Vizepräsidenten Michael Woltmann, der KARL für den Deutschen Schachpreis vorgeschlagen hatte.
LAUDATIO VON UWE BÖNSCH
Liebe Schachsammler, liebe Schachfreunde, lieber Harry Schaack,
in diesen Tagen steht mit dem Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen dem amtierenden Champion Magnus Carlsen und dem Herausforderer Viswanathan Anand die sportliche Seite des Schachs im Vordergrund. Auch das gleichzeitig stattfindende Petrosjan-Gedenkturnier in Moskau zieht Schachliebhaber aus aller Welt in seinen Bann. Die drei tollen Siege von Alexander Grischuk regen zum Nachspielen und Analysieren an.
Doch Schach hat auch eine kulturelle Seite und eine geschichtliche Dimension. Bereits 1984 beleuchteten Helmut Pfleger und Horst Metzing in ihrem Buch Schach – Spiel, Sport, Wissenschaft, Kunst diese verschiedenen Aspekte des Schachspiels.
Mit der Verleihung des Deutschen Schachpreises an den Schachverein Ströbeck hat der Deutsche Schachbund bereits im letzten Jahr deutlich gemacht, dass er trotz der großen Bedeutung des sportlichen Schachwettkampfs Schach auch als Ganzes betrachtet, mit all seinen Facetten.
In besonderer Weise widmet sich auch das Schachmagazin KARL den kulturellen und geschichtlichen Themen im Schach. Viermal im Jahr wird ein Schwerpunktthema von allen Seiten beleuchtet – Vergessenes wieder ans Licht geholt und gut Bekanntes neu betrachtet.
KARL erschien ab November 1984 zunächst als Vereinszeitschrift der Schachfreunde Schöneck. Beginnend mit Ausgabe 2/2001 wurde die Zeitschrift bundesweit angeboten und ihr inhaltliches Profil sowie ihr Erscheinungsbild entsprechend verändert. Der Name KARL steht symbolisch für ein Klubmitglied im Schachverein.
Zu Beginn war auf dem Cover zu lesen: „Zeitschrift für Kommunikation, Ansichten/Amazonen, Realitäten und Lorbeerkränze“. Eine Schachzeitung ohne Schachbezug im Namen? Dies machte von Anfang an deutlich, KARL soll auch für Nichtschachspieler interessant sein. Geblieben ist der Untertitel „DAS KULTURELLE SCHACHMAGAZIN“, ein Anspruch im Namen, der in hervorragender Weise umgesetzt wird.
Die erste bundesweite Ausgabe widmete sich dem Aspekt der Zeit im Schachspiel. In seiner zweiten Ausgabe wurde das damals noch in den Kinderschuhen steckende Schach im Internet beleuchtet. 2002 folgte ein Heft zum 125-jährigen Bestehen des Deutschen Schachbundes, 2003 widmete man ein ganzes Heft dem ersten Schachclub der Welt. Themen wie z. B. Schönheit im Schach, Frauenschach, Paul Keres, Rivalen, Stil und Betrug decken eine große Breite im Universum Schach ab. Auch dem Sammeln und den Sammlern, auf deren Treffen wir uns hier befinden, wurde bereits vor zehn Jahren ein ganzes Heft gewidmet.
In der aktuellen Ausgabe 3/2014 geht es um das Thema Unentschieden. Es ist schon eine Besonderheit in der Welt des Sports und Spiels, einen Wettkampf durch Übereinkunft unentschieden zu beenden. Das Remis gehört aber in all seinen Vor- und Nachteilen ganz essentiell zum Schach und daran ändert auch die immer wieder aufflackernde Remistod-Debatte wenig.
KARL wird von dem aus Frankfurt stammenden FIDE-Meister Harry Schaack publiziert. Der Multimedia-Designer mit Germanistik-, Kunstgeschichts- und Philosophie-Studium widmet einen beträchtlichen Teil seiner Zeit dem Projekt KARL. Unterstützt wurde und wird er von einer illustren Schar ausgewiesener Fachleute, von denen hier stellvertretend Dr. Michael Negele, Prof. Dr. Ernst Strouhal, Michael Ehn, Johannes Fischer, Prof. Dr. Christian Hesse und Wolfram Runkel genannt werden sollen.
Über die Jahre hinweg erschienen immer wieder Ausgaben mit Themen, die in der Schachwelt zwar diskutiert werden, aber ohne die umfängliche Betrachtung in KARL wenig Beachtung finden würden. Die Diskussion in außergewöhnlicher Tiefe und der Kampf gegen das Vergessen sind ganz besondere Leistungen von KARL.
Der Deutsche Schachbund verleiht den Deutschen Schachpreis 2014 an das kulturelle Schachmagazin KARL. Wir gratulieren herzlich.
Uwe Bönsch, 7. November 2014