EDITORIAL
LIEBE KARL-LESER,
was im Schach Stil bedeutet, lässt sich nicht einfach sagen. Auch unsere Autoren sind nicht immer einer Meinung. Ob es sich einfach um eine persönliche Vorliebe handelt, wie man sich einer Stellung nähert, oder die Zugwahl der eigenen Unvollkommenheit geschuldet ist, kommt vielleicht auch auf die Perspektive an.
Robert Hübner setzt sich mit dem Stilbegriff auseinander, den Emanuel Lasker in seinem Aufsatz „Über den Stil und den Wert der Schachmeister“ darlegt. Hübner kann die Ausführungen des einzigen deutschen Schachweltmeisters nicht nachvollziehen, entkräftet Laskers Argumente und stellt ihm einen eigenen Stilbegriff entgegen.
Savielly Tartakower ist eine der schillerndsten Figuren der Schachgeschichte. Er gilt als Modernisierer und propagierte das hypermoderne Schach. Neben seinem neuartigen Spielstil setzte der äußerst produktive Autor auch mit seinem Schreibstil Maßstäbe. Bis heute sind viele seiner Bonmots allgegenwärtig. Umso überraschender ist es, dass Tartakower beständig seine eigene Identität zu verbergen suchte, mehrfach seinen Namen und die Nationalitäten wechselte. Die kaum greifbare Biographie steht im starkem Widerspruch zur Prägnanz seiner schachlichen Formulierungen. Michael Negele hat sich auf einen unbekannten Pfad begeben und einiges Neues in dieser chamäleonartigen Vita entdeckt.
Mihail Marin vertritt eine verblüffende These, wenn er Bent Larsen als Universalisten bezeichnet, da der Däne eher als origineller Stratege bekannt ist. Doch unser Autor findet erstaunliche Belege für einen „Klassiker“, der sich in allen Stellungen „zuhause“ fühlte.
Valeri Beim widmet sich in unserem zweiten Spielerporträt dem Schwergewicht Wassili Iwantschuk. Er zeigt, warum sich der Ukrainer seit über zwanzig Jahren in der Weltspitze hält und doch nie Weltmeister geworden ist. Das breite Eröffnungsrepertoire ist dabei nur ein Mosaikstein im Kosmos Iwantschuk.
Wie man eine Schachveranstaltung stilvoll präsentiert, hat die Deutsche Bahn gezeigt. Wieso der Länderkampf mit prominenter Mitwirkung im Kaiserbahnhof Potsdam so spektakulär war, lesen Sie auf S. 48.
Mitorganisator dieser Veranstalter war die Emanuel Lasker Gesellschaft. Wir stellen in unserem Porträt den Geschäftsführer Thomas Weischede vor, der über die Ziele und künftigen Projekte der ELG berichtet.
IN EIGENER SACHE:
Seit nunmehr fast neun Jahren haben wir unsere Bezugspreise unverändert halten können. Da sich aber seither fast alle Betriebskosten erheblich erhöht haben, sehen wir uns gezwungen, unsere Preise anzupassen. Ab der kommenden Ausgabe 1/2013 liegt der Preis für ein Einzelheft bei 6,- Euro, für ein Probeabo (zwei Ausgaben) bei 10,- Euro (im Ausland 13,- Euro), und für ein Jahresabo bei 22,- Euro (für ein Auslands-Jahresabo Europa 28,- Euro und weltweit 30,- Euro). Ich bitte um Ihr Verständnis.
Harry Schaack