WENN WENIGER MEHR IST

Die Kunst der Unterverwandlung

Von Yochanan Afek // Übersetzung: Harry Schaack

(Der Artikel ist auszugsweise wiedergegeben.
Den ganzen Text lesen Sie in KARL 3/18.)

Bauernumwandlung in Springer
(Foto: Harry Schaack)

Jeder Schachspieler weiß, dass ein Bauer, dem es gelungen ist, den langen Weg bis zur achten (resp. ersten) Reihe zu über­leben, sich in eine höhere Figur – gewöhnlich der stärksten –umwandelt. Wir haben unzählige Male unsere eigenen Bauern in Damen umgewandelt, aber kaum einmal in andere Offiziere – wenn überhaupt. Unterverwandlungen kommen in praktischen Partien tatsächlich sehr selten vor, während sie vor allem in Endspielstudien, aber auch in anderen Problemen jeden Genres sehr populär sind. Unterverwandlungen in Turm und Läufer sind immer mit Pattideen verbunden. Der Springer wird dagegen wegen seiner einzigartigen Zugweise eingesetzt, um ein notwendiges Zwischenschach zu geben, eine Gabel zu ermög­lichen oder um ein bestimmtes Feld zu besetzen, das die anderen Figuren nicht erreichen können.

Wir beginnen mit einer kleinen Auswahl der raren praktischen Beispiele für Unterverwandlung. Das erste Beispiel zeigt eine berühmte Eröffnungsfalle, in der ein Zwischenschach bereits im 7. Zug Schaden anrichtet: 1.d4 d5 2.c4 e5 Albins Gegengambit. 3.dxe5 d4 4.e3?! Lb4+ 5.Ld2 dxe3! 6.Lxb4?? Tappt in die von Lasker in einer Beratungspartie 1899 gezeigte Falle. Nach 6.fxe3 Dh4+ 7.g3 De4 hat Schwarz komfortablen Ausgleich. 6…exf2+ 7.Ke2

7…fxg1S+! Zwischenschach. 7…fxg1D 8.Dxd8+ Kxd8 9.Txg1 ist nur Ausgleich. 8.Txg1 Lg4+ 0:1

BREMMEL
KERTIS
Budapest 1948

Hier stellt sich die Frage nach der Art der Umwandlung: 1.a8T+! und Schwarz gab angesichts des folgenden Damenverlusts auf. Das intuitive 1.a8D+? hätte dagegen nach 1…Kb4 2.Db7+ Kc3 3.Dxb1 Patt nur zum Remis geführt.

Unterverwandlungen kommen auch auf Großmeister-Level vor. Das folgende Turm­endspiel ist hoffnungslos für Weiß, aber Cholmow stellt eine letzte hinterhältige Falle.

CHOLMOW (2480)
EHLWEST (2460)
Wolgodonsk 1983

1.Ta1! h1L!! (1…h1D 2.Ta8+! Dxa8 Patt!) 2.Tf1 Th8 3.Tf7 Te8 4.Kc5 e5 5.Kd6 Lb7 Alles ist unter Kontrolle und der unter­verwandelte Bauer bleibt als spielentscheidende Mehrfigur auf dem Brett. 0:1

BANIKAS (2535)
MRDJA (2425)
Bozen 2000

Unterverwandlung in einen Springer kommt in der Praxis häufiger vor, denn der Grund dafür ist nicht ausschließlich auf Pattaspekte begrenzt. 27.d8S+! Ein entscheidendes Zwischenschach, während 27.d8D? ein Gegen-Zwischenschach erlaubt: 27…Txf1+ 28.Kxf1 Dxd8 und Schwarz steht etwas besser. 27…Dxd8 Die Crux liegt in 27…Kg8 28.Txe1! Lxg4 29.Te8#! 28.Dc4+ Te6 29.g4 Dh4 Der weiße Bauer ist zeitweise gefesselt. 30.Df4! Doch nun geht der gefesselte Läufer ver­loren. 30…Te1 31.gxf5 Txf1+ 32.Kxf1 Dh3+ 33.Kf2 gxf5 34.Dc7+ Kg6 35.Dg7+ 1:0

I. CALVI
Le Palamède, 1836

Schachkomposition entsteht dann, wenn solche Schätze einer Partie, die kaum in der Praxis zu finden sind, herausgearbeitet werden. Wir beginnen mit der Studie eines italienischen Komponisten, die das erste (fehlerfreie!) je veröffentlichte Beispiel einer Unterverwandlung ist. 1.a8T! Nicht aber 1.a8D? Sh7 2.Dg8 Sg5 3.Dxg5 Patt! 1…Sh7 2.Tg8 Sg5 3.Txg5 1:0


(Der Artikel ist auszugsweise wiedergegeben.

Den ganzen Text lesen Sie in KARL 3/18.)