Fragebogen an die Verantwortlichen der BL-Vereine

Gunter Sandner
(König Plauen)

Logo der Schachbundesliga

Sie sind…
Mannschaftsführer und Spieler

Freuen Sie sich auf die kommende Saison?
Ja und Nein. Das Schachspielen selbst macht Spaß, aber die Organisation ist stressig.

Woher kommt die Motivation für Ihr Engagement?
Da gibt es mehrere Gründe. Zunächst macht es Spaß, in der 1. Liga mitzuspielen, und als Mannschaftsführer kann man da etwas beeinflussen. Dann ist es interessant für mich, die ganzen Stars zu sehen und festzustellen, dass sie eben doch nur Menschen sind. Außerdem lernt man die Spieler der eigenen Mannschaft sehr gut kennen. Und ich denke, wir haben eine interessante Mannschaft.

Was macht die BL für Sie attraktiv?
In erster Linie die Spieler. Es ist schon ein riesiger Unterscheid zwischen der 1. und 2. BL. Die Spielstärke verdoppelt sich nicht, sondern verfünffacht sich. Außerdem weiß man in der 1. Liga sehr schnell, wie ein Kampf ausgeht. Es gibt wenig Zufallsentscheidungen.
Wenn man das schachliche Umfeld betrachtet, so ist dies nur etwas besser als in der 2. Liga. Manche Vereine geben sich da zwar schon viele Mühe, bei anderen findet man aber auch wirklich schlechte Spielbedingungen vor.

Welche Außenwirkung hat die BL, wie wird Sie vom Ausland wahrgenommen?
Schwer zu sagen. Östliche Nachbarländer registrieren die BL wohl schon. Die Spieler wollen gerne in der BL spielen, denn hier werden sie bekannt. Ich denke, die französische Liga z.B. gibt in dieser Hinsicht weniger her.

Wie wichtig ist die BL für das deutsche Schach?
Sehr wichtig – auch regional betrachtet. In Plauen etwa zieht sie das Interesse eines großen regionalen Umfeldes auf sich. Die Zuschauer haben teilweise bis zu 100 km Anreise. Zudem gibt es bei uns eine gute Pressearbeit, um die ich mich auch noch kümmere.

Konservativ gerechnet braucht jede Bundesligamannschaft im Schnitt pro Saison einen Etat von ca. 50.000 EUR. Das macht bei 16 Mannschaften einen Gesamtaufwand von ca. 800.000 EUR. Ist sie diese Summe wert? Und wie sind die Fixkosten einzuschätzen, die ja einen Antieil von etwa 35% ausmachen?
Es kommt natürlich auf den Blickwinkel an. Die Spieler aber – und die machen ja finanziell den Hauptposten aus – sind ihr Geld auf jeden Fall wert. Bei den Fixkosten denke ich, könnte man noch etwas ändern; die sind vielleicht zu hoch.

Die einteilige deutsche Bundesliga hat seit ihrer Gründung das gleiche Format: 16 Mannschaften spielen jeder-gegen-jeder, der erste gewinnt, die letzten vier steigen ab. Organisiert wird die BL vom DSB, das notwendige Geld geben Sponsoren oder die Vereine, die auch für die Vermarktung und Präsentation der Liga zuständig sind. Zeit für einen Wechsel der Organisationsform?
Ich könnte mir einen anderen Ausrichtungsmodus vorstellen. Vom Bremer Modell (12 Mannschaften und Hin- und Rückrunde) wäre sicher eine größere lokale Wirkung zu erzielen und die einzelnen Vereine würden sicher davon profitieren. Noch besser gefiele mir allerdings, wenn man etwa drei Großevents machen würde, in denen sich dann einige Tage viele Topspieler an einem Ort messen.
Was die Autonomie der BL betrifft, so ist es im Moment noch so, dass Kohlstädt die Fäden in der Hand hält. Aber mit dem Ligaausschuss ist bereits ein Fortschritt gemacht.

Was sind Ihre Zukunftsvisionen für die BL?
Auf jeden Fall sollte der Anteil der einheimischen Spieler festegeschrieben werden. M.E. mindestens drei Deutsche. Bei der sonstigen Spielerwahl sollten keine Einschränkungen (z.B. Unterscheid zw. EU- und anderen Ausländern) gemacht werden.

Häufig hört man, dass zu viele Ausländer in der BL spielen. Dadurch ginge die Bindung der Durchschnittsspieler an die Vereine verloren und zudem würde der Nachwuchs der Chance beraubt, sich in der BL zu profilieren. Das deutsche Schach profitiere immer weniger von der BL. Besteht die Notwendigkeit, die Ausländerregelung in der BL zu ändern?
s.o.

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Spieler Ihre Mannschaft aus? Spielt Teamgeist in der BL eine Rolle?
Unterschiedlich. Unser Sponsor fordert deutsche Spieler. Nach Rücksprache mit Sponsor und Empfehlungen der Spieler suche ich dann Kandidaten aus.
Teamgeist spielt in der BL eine sehr große Rolle. Wir haben zwar keine gemeinsame Vorbereitung, aber der Mannschaftscharakter und die Stimmung ist sehr gut bei uns.

Oft werden die geringen Zuschauerzahlen und die mangelnde Medienpräsenz der BL beklagt. Die BL betreibe zu wenig Marketing. Hätten Sie Vorschläge zur Verbesserung der Präsentation der BL?
Unsere Präsentation ist glaube ich ganz gut. Pro Heimspiel kommen immer so um die 100 Zuschauer. Es ist wichtig für die gesamte BL, dass sich die Vereine bei Heimspielen gut präsentieren. Das müsste noch besser werden. Aber auch der Sponsor erwartet eine gute Präsentation.
Für einen kleinen Verein sind die Spitzenmannschaften natürlich Zugpferde, da kommen die Zuschauer. Auch wenn nur einzelne bekannte Spieler/Innen in einer Mannschaft sind, wie etwa Judith Polgar, macht sich das in den Zuschauerzahlen bemerkbar.
Ich habe schon vor Kämpfen Flugblätter ausgetragen und bei den Einzelunternehmen in unserer Stadt ausgelegt.
Wir schau’n bei den Spielern auch darauf, dass Sie Ihre Vereinzugehörigkeit nach außen hin dokumentieren.

Winfried M. Klimek, der Vorstandvorsitzende der galaxis technology ag, traut der BL mit einer ansprechenden Technik und dem entsprechenden Marketing via Internet pro Kampf Zuschauerzahlen von 400.000 zu. Wie sehen Sie das?
Kann ich mir nicht vorstellen. Wobei: wenn die Organisation stimmt und man auch außerhalb Deutschlands entsprechend viele Personen erreicht, vielleicht doch. Da muss aber der Modus anders werden. Jetzt besteht das Problem in der Mischung aus Amateurvereinen und Proficlubs.

In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die BL werde zunehmend seelenlos, die Bindung der Fans und Spieler an die Vereine gehe verloren. Wie sehen Sie das?
Unsere 1. Mannschaft ist schon etwas abgehoben. Das lässt sich nicht vermeiden, denn sie besteht aus vielen Profis, die anderen Vereinsteams sind reine Amateure. Aber unsere Spieler sind beliebt im Verein und fast alle Mitglieder verfolgen die Kämpfe und ziehen mit.

Ihr schönstes BL-Erlebnis?
Nach dem Aufstieg unser Doppelsieg an einem Wochenende gegen Passau und Tegernsee, der uns zeitweilig auf Platz 5 katapultierte.

Und das „schlimmste“?
Das Heimwochenende voriges Jahr gegen HSK und Lübeck, wo wir insgesamt nur 3,5 Punkte holten.

Die drei herausragendsten BL-Spieler?
Kindermann (meiste Einsätze)
Bischoff (meisten Siege)
Hübner, denn er hat die BL mehr geprägt als etwa Karpow. Er ist eine echte Identifikationsfigur.

Und noch ein Tipp für die kommende Saison: Wer gewinnt dieses Jahr?
Lübeck, weil sie sich besser verstärkt haben als Porz.

Und wer steigt ab?
Forchheim, Godesberg, Erfurt und Plauen
Ein entscheidender Nachteil für uns, ist unser Reisepartner. Wir sind das schwächste Pärchen, weshalb unsere Gegner an diesem Wochenende immer vollbesetzt antreten werden. Das sind für die Pflichtpunkte.