Fragebogen an die Verantwortlichen der BL-Vereine
Horst Leckner
(TV Tegernsee)
Sie sind…
1. Vorsitzender und Mannschaftsführer
Freuen Sie sich auf die kommende Saison?
Sehr, weil ich wenig nervliche Belastungen zu erwarten habe – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren.
Woher kommt die Motivation für Ihr Engagement?
Naja, ich habe schon eine ganz schöne Belastung. Nicht nur durch die BL, sondern auch mit unserem Schachopen Bad Wiessee, das ich organisiere und auch beruflichen Verpflichtungen. Aber man sieht auch die Früchte der letzten 15 Jahre. Das Team ist immer aufgestiegen. Und die Schächer sind ein nettes Volk. Durch die BL habe ich auch wichtige und nette Kontakte geknüpft. Ich rede mit vielen Leuten.
Was macht die BL für Sie attraktiv?
Die Nähe zu den Spitzenspielern, die man in keinem anderen Sport hat. Allerdings wird m. E. in der Presse zu wenig daraufhingewiesen, das „Schachprofi sein“, ein hartes Brot ist.
Für den Außenstehenden glaube ich dagegen, dass die BL im Moment sehr wenig Attraktion hervorruft (außer vielleicht, dass sie diese Saison so stark wie nie zuvor ist). Das hängt u.a. auch damit zusammen, dass es der DSB nicht hinbekommt, die anderen Ligatermine von den BL-Terminen zu trennen. Daher sind unsere Sonntagsspiele auch deutlich schlechter besucht, als die samstags.
Welche Außenwirkung hat die BL, wie wird Sie von Ausland wahrgenommen?
Ich denke, sehr wenig. In Frankreich hat man z.B. eine eigene starke Liga.
Wie wichtig ist die BL für das deutsche Schach?
Damit die BL sich auf das deutsche Schach auswirkt, brauchen wir den Durchbruch. Der führt meines Erachtens nur über die Breite. Hier müssen wir ansetzen, dann bekommen wir auch mehr Zuschauer. Denn nur wer das Spiel zu einem gewissen Grade versteht, interessiert sich auch dafür. Durch unser Open habe ich Kontakte zu Politikern und konnte für das kommende Jahr veranlassen, dass ein GM von uns bezahlte Schachkurse in Schulen gibt. Davon verspreche ich mir sehr viel. Jedenfalls muss sich in Sachen Breitensport etwas ändern, damit die BL und das deutsche Schach eine besser Öffentlichkeit bekommt.
Konservativ gerechnet braucht jede Bundesligamannschaft im Schnitt pro Saison einen Etat von ca. 50.000 EUR. Das macht bei 16 Mannschaften einen Gesamtaufwand von ca. 800.000 EUR. Ist sie diese Summe wert? Welche Rolle spielen die Fixkosten, die bei etwa 35 % liegen?
Sie ist es bestimmt Wert. Ich weiß die Leistungen der Spieler zu schätzen. Sie sind immer topvorbereitet. Außerdem gibt es ohne Spitzenschach keine Breite. Die BL könnte als Zugpferd fungieren, aber im Moment fehlt noch der finanzielle Rückhalt für eine entsprechende Vermarktung.
Die einteilige deutsche Bundesliga hat seit ihrer Gründung das gleiche Format: 16 Mannschaften spielen jeder-gegen-jeder, der erste gewinnt, die letzten vier steigen ab. Organisiert wird die BL vom DSB, das notwendige Geld geben Sponsoren oder die Vereine, die auch für die Vermarktung und Präsentation der Liga zuständig sind. Zeit für einen Wechsel der Organisationsform?
Die letzten 5 Runden sollten an einem Ort gespielt werden. Das wäre eine hoch attraktive Veranstaltung. Davon profitieren die Vereine, die weniger Reisekosten etc. haben. Der Bremer Vorschlag mit nur 12 Mannschaften bei Hin und Rückspiel ist dagegen finanziell nicht tragbar. Zudem wird die Spielerrekrutierung extrem schwierig, da die alle auch in anderen Ligen und bei Turnieren spielen.
Die BL-Reform mit der weitgehenden Autonomie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Freiheiten müssen jetzt aber erst einmal mit Inhalt gefüllt werden.
Was sind Ihre Zukunftsvisionen für die BL?
Wie schon gesagt: die BL muss für Außenwirkung über die Verbreitung unseres Spiels sorgen. Und dafür müssen die Spieler bzw. Vereine mehr Aktionen für den Breitensport machen.
Häufig hört man, dass zu viele Ausländer in der BL spielen. Dadurch ginge die Bindung der Durchschnittsspieler an die Vereine verloren und zudem würde der Nachwuchs der Chance beraubt, sich in der BL zu profilieren. Das deutsche Schach profitiere immer weniger von der BL. Besteht die Notwendigkeit, die Ausländerregelung in der BL zu ändern?
Ich bin für eine 50% Reglung. Was Lübeck veranstaltet ist ein Farce.
Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Spieler Ihre Mannschaft aus? Spielt Teamgeist in der BL eine Rolle?
Die Mannschaft muss harmonieren. Bei Neuverpflichtungen werden die einzelnen Spieler konsultiert. Wenn ein Spieler nicht in die Mannschaft passt, verzichte ich lieber auf ihn, auch wenn er noch so stark ist.
Wir schätzen den Teamgeist sehr hoch und er wird bei uns auch gepflegt! Bei Heimspielen haben wir schon gemeinsame Unternehmungen durchgeführt. Wir haben schon den Berg bestiegen, das Heimatmuseum besichtigt, und auch einmal gemeinsam einen netten Hüttenabend mit Fackelwanderung verbracht.
Oft werden die geringen Zuschauerzahlen und die mangelnde Medienpräsenz der BL beklagt. Die BL betreibe zu wenig Marketing. Hätten Sie Vorschläge zur Verbesserung der Präsentation der BL?
Für die einzelnen Vereine ist eine entsprechende Präsentation bei Heimspielen schon wegen des Sponsors notwendig. Ich bin im Vorstand einer Bank, die unser Sponsor ist, und wir verfolgen eine Werbelinie, die sich ganz auf Schach konzentriert.
Ansonsten kann ich mich nur widerholen: Wenn sich mehr Leute mit Schach beschäftigen, steigen automatisch die Zuschauerzahlen.
Wilfried Klimek, der Geschäftsführer der Galaxy AG, dem Sponsor von Lübeck, traut der BL mit einer ansprechenden Technik und dem entsprechenden Marketing via Internet pro Kampf Zuschauerzahlen von 400.000 zu. Wie sehen Sie das?
Ja. Vorausgesetzt, es ist für den Internetnutzer attraktiv aufbereitet. Das beinhaltet auch die Zuschaltung aller laufenden Partien.
In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die BL werde zunehmend seelenlos, die Bindung der Fans und Spieler an die Vereine gehe verloren. Wie sehen Sie das?
Bei uns profitiert der Verein davon. Aber auch bei uns gab es natürlich Auseinandersetzungen und auch Gegenstimmen, als wir uns damals für einen starken Kader mit dem Ziel BL entschieden haben.
Ihr schönstes BL-Erlebnis?
2000/2001, als wir uns nach dem Abstieg entsprechend verstärkt hatten und nach dem Wiederaufstieg gegen all die Teams, gegen die wir zuvor knapp verloren hatten, gewannen.
Und das „schlimmste“?
Eben jene Abstiegssaison in unserem ersten BL-Jahr, als wir viele Spiele 4,5 verloren haben. Da war ich einmal so sauer, dass ich bei der Mannschaftsbesprechung, die bei uns nach jedem Kampf üblich ist, nicht anwesend war. Das war das einzige Mal.
Die drei herausragendsten BL-Spieler?
Lutz, weil er jahrelang am ersten Brett gespielt hat und sich geradlinig steigern konnte.
Beljawski, wegen seiner stoischen Ruhe, auch wenn er in Zeitnot ist.
Waganjan, wegen seiner Beständigkeit.
Der Profi schlechthin ist für mich Ribli, wegen seiner akribischen Vorbereitung. Irgendwann drückte ich mal meine Bewunderung dafür aus, dass er über jede Variante etwas zu sagen weiß. Darauf erwiderte er: Das kann man doch auch erwarten; es ist mein Beruf. In Ihrem würde ich eine solch umfassende Kenntnis auch voraussetzen.
Und noch ein Tipp für die kommende Saison: Wer gewinnt dieses Jahr?
Porz
Und wer steigt ab?
Forchheim, Godesberg, Stuttgart (weil die es vielleicht finanziell nicht durchhalten), und dann Emsdetten, Plauen oder Erfurt.
Was sind Ihre eigenen Ziele und Erwartungen?
Ich erwarte eine ruhige Saison und will Spaß dabei haben. Sportlich erwarte ich einen Mittelplatz.