SCHACH-GLAMOUR

Von Harry Schaack

www.curdjuergens.deutsches-filminstitut.de

Film und Schach, das passt nicht immer gut zusammen. Bei Curd Jürgens gibt es jedoch gleich in mehrfacher Hinsicht Berührungspunkte. Das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum (DFF) in Frankfurt stellt gerade in einer virtuellen Ausstellung  seinen Nachlass vor, der 1997 ins DFF gelangte. Der internationale deutsche Filmstar war ein leidenschaftlicher Schachspieler, wovon die vielen Fotos zeugen, mal vom Set, mal gegen den Künstler Victor Vaserely auf dessen berühmten, in seinem unverwechselbaren Stil gestalteten Schachbrett, das selbst ein Kunstwerk geworden ist.
Zu Hause in seiner französischen Villa spielte Jürgens gerne mit seiner Frau an einem geschmiedeten Schachtischensemble mit einem fein geschnitzten chinesischen Elfenbeinspiel mit riesigen Figuren, das er auf einer Reise nach Hongkong erworben hatte. Was es mit diesem Schachspiel auf sich hat, erfährt man in einem sechsminütigen DFF-Podcast. Das Spiel war zwar nie Filmrequisit, aber es zeigt in seiner Opulenz den mondänen Lebensstil des bestverdienenden deutschen Schauspielers jener Jahre, was man auch an dem Versicherungswert von 20.000 Euro erkennen kann.
Aber dies ist nicht der einzige Schachbezug der Ausstellung. Unter der Rubrik „Erinnerungen“ erzählt Filmproduzent Atze Brauner, wie er lange Zeit versuchte, den Star für eine Rolle zu gewinnen. Jürgens lehnte stets ab und fragte Brauner einmal: „Warum soll ich für 100.000 arbeiten, wenn ich für 500.000 arbeiten kann?“
Eines Tages traf Brauner auf einer Party Jürgens. Irgendwo entdeckte er ein Schachbrett. Da kam ihm ein Geistesblitz: Brauner konnte selbst Schach spielen, bezeichnet sich als „so‘ne Art Schachwunderkind“ und gab als kleiner Junge in seiner Heimatstadt Lodz sogar einmal ein Simultan an 20 Brettern.
Brauner forderte Jürgens spontan heraus, sie spielten auf dem Teppich und es ging um die Besetzung als Peer Gynt, falls Brauner gewinnt. Nach zwei Stunden gab Jürgens auf, Brauner stellte ihm umgehend einen Scheck über 30.000 DM aus – als Anzahlung für seine Rolle. Das Projekt wurde jedoch nie verwirklicht.
Für Schachfans ist Jürgens natürlich vor allem wegen seiner Rolle als Werner von Basil in Zweigs Schachnovelle im Gedächtnis geblieben, wovon man sich in dieser Ausstellung auch durch Film­ausschnitte überzeugen kann. Eine Sequenz zeigt die zentrale Szene des ersten Zusammentreffens von Basil mit dem von Mario Adorf gespielten Mirko Czentovic, als gerade die Stellung von Aljechin gegen Bogoljubow aus Bad Pistyan 1922 auf dem Brett steht.
Diese legendäre Verfilmung von Gerd Oswald liegt mittlerweile 61 Jahre zurück. Just für dieses Jahr ist für den 23. September der Filmstart einer Neuverfilmung der Schachnovelle avisiert. Lassen wir uns überraschen, ob dieses Remake schachlich genauso überzeugen kann wie der Vorgänger, bei dem der ehemalige Deutsche Meister und Herausgeber der Deutschen Schachzeitung Rudolf Teschner am Set darüber wachte, dass auf dem Brett nichts schief ging.