HAMBURGER SCHMÄH

Von  Harry Schaack

Jan Gustafssons Website

Seit September hat der Hamburger Großmeister Jan Gustafsson eine eigene Homepage. Die Website hat er sich von einer professionellen Designer-Firma einrichten lassen, die schon für einige bekannte Sportler gearbeitet hat. Seither berichtet er regelmäßig über seine Schachpartien, bringt Analysen, gibt Hintergrundinformationen, bietet interessante Einblicke während der Turniere – und ist vor allem unterhaltsam. Sein lockerer Stil macht diese Seite zu einer echten Bereicherung des Webs. In Wijk aan Zee, wo er als Sekundant von Jan Smeets tätig war, sprach KARL mit ihm über seine bisherigen Erfahrungen.

Als Schachspieler muss man in der heutigen Zeit eine Visitenkarte haben, sagt Gustafsson. „Einfach um erreichbar zu sein. Häufig ist es so, dass die Leute, die für mich interessant sind, nicht aus der Schachszene kommen. Da ist es gut, per E-Mail direkt über die Webseite erreichbar zu sein“, glaubt er.

Im Moment schreibt er recht viel. Das war eigentlich nicht so geplant, aber es macht ihm Spaß und deshalb ist die Seite sehr gepflegt. Noch weiß er nicht, wie lange er das Tempo so hoch halten kann. Mittlerweile ist einiges an Material zusammen gekommen. „Ich versuche alle zwei Tage zu schreiben. Die Partienkommentare und die Texte – das kostet einige Stunden am Tag und ist viel Arbeit.“, sagt er.

Bisher verdient er kein Geld mit seiner Seite. Im Gegenteil: Er hat erst einmal einiges investiert, damit sein Webauftritt vernünftig aussieht. Für eine Kommerzialisierung hat er noch keinen konkreten Plan. „Das war zunächst gar nicht meine Absicht“, meint er. „Ich bin selbst ein Internetjunkie, checke jeden Tag die deutschen Seiten und stelle immer wieder fest, dass es nicht so viel Content gibt, der mich interessiert.“ Deshalb bietet er nun selbst etwas an.

Mit der Rückmeldung ist er recht zufrieden. Die meisten Kommentare sind positiv. Aber neuerdings stören ihn auch einige Sachen. Jeder User kann seine Kommentare unkontrolliert auf die Website posten – ohne Anmeldung und völlig anonym. Das ermutigt einige Leute, Sachen zu schreiben, über die sich der Hamburger ärgert. „Mich stört vor allem, dass sämtliche Leute, die mich nicht mögen, aus ihren Löchern kommen und draufhauen, wenn es bei mir mal schlecht läuft. Leider bin ich so gestrickt, dass ich mir die Kommentare zu Herzen nehme. Aber es macht natürlich keinerlei Sinn, mit „unbekannt“ zu diskutieren. Es gehört eben zu dieser Bloggerwelt dazu, dass es viele „Trolls“ gibt. Da muss ich noch etwas Routine gewinnen, und lernen, damit umzugehen. Oder mir ein dickeres Fell zulegen.“

Wenn er wie in Wijk als Sekundant arbeitet, ist er vorsichtig geworden, welche Infos er hochlädt. Anfangs hat er relativ offen darüber berichtet, was hinter den Kulissen passiert. „Aber das ist für manche natürlich eine gute Vorlage, die sich dann freuen, wenn etwas schief läuft“, bedauert er. „Dieses negative Feedback kann einem das Schreiben verleiden“. Und besonders unangenehm wird es, wenn sich die Kommentare auf seiner Seite an denjenigen richten, für den er gerade als Sekundant tätig ist.

Bisher hat er noch keine Einträge gelöscht. Aber er denkt drüber nach, wie er künftig damit umgehen soll. „Ich habe allerdings auch keine Lust, Kindergärtner zu spielen, und für so einen Mist Zeit aufzuwenden“, sagt er verärgert.

Um die Interaktivität zu steigern, hat er vor einiger Zeit ein Bundesligatippspiel eingerichtet. Und er hat weitere Ideen, die Seite künftig auszubauen. „Aber es ist auch ein finanzielles Ding“, sagt er. Denn alles, was er machen lässt, kostet Geld. Doch den Usern gefällt’s, denn die Zugriffszahlen wachsen nach wie vor.