KOLUMNE

Die Karl-Kolumne ergänzt die Printausgabe des Karl. Die Kolumne präsentiert Rezensionen aktueller und alter Schachbücher, Betrachtungen über die Literatur, Kultur und Psychologie des Schachs und gelegentliche Kommentare zum aktuellen Schachgeschehen.

 

ZWEI TAKTISCHE PARTIENSAMMLUNGEN

Von FM Erik Zude

Shirov Fire on Board II Cover

Alexei Shirov,
Fire on Board II:  1997-2004
Everyman Chess 2005,
Paperback, 192 S.,
In englischer Sprache,
26,94 Euro

(Deutsche Ausgabe
Alexej Schirov,
Brett in Flammen 1997-2004
gebunden, 280 S.,
Everyman Chess 2005,
27,80 Euro )

(Das Belegexemplar wurde  freundlicherweise von der Firma Niggemann zur Verfügung gestellt.)

Alexej Schirows Fire on Board II

Partieanalysen von Alexej Schirow bedürfen keiner besonderen Empfehlung. Seine begeisternden Partien, die für gewöhnlich vor taktischen Ideen nur so sprühen, hat er zuerst in seiner hochklassigen Partiesammlung, Fire on Board, 1996 vorgelegt. Im nahtlos daran anschließenden zweiten Teil analysiert Schirow 53 Partien aus dem Zeitraum 1997-2004, zumeist schon früher in Zeitschriften veröffentlicht, und für das Buch intensiv überarbeitet.

Ein Schachfreund, der Schriow’s Partien nicht fortlaufend beobachtet hat, wird vielleicht überrascht sein, dass er anstelle des früheren 1.d4 jetzt fast ausschließlich 1.e4 eröffnet. Es finden sich 39 Partien, in denen Schirow Weiß hat, 35 davon hat er mit 1.e4 begonnen. Überraschend auch, wie oft er in den zahlreichen offenen Sizilianern schon um den 10. Zug herum aus dem Buch ist, und trotzdem stärkste Gegnerschaft glanzvoll bezwingt.

Der Band enthält ein einführendes Kapitel, in dem Schirow auf 9 Seiten sowohl seine persönliche Geschichte als auch die schachpolitischen Wirren um den WM-Kampf beschreibt. In einem weiteren Kapitel (4 S.) gibt er Anmerkungen zu kreativen Ideen im Schach. Interessant und amüsant, aber auch kein Patentrezept.

Die 53 Partien sind dann absolut begeisternd! Erstklassige Partien, tiefschürfende Analysen, in denen Schirov bei zwei oder drei Endspielen, auf der Suche nach der schachlichen Wahrheit, auch deutlich über das normale Maß hinausgeht, und taktische Ideen en gros!

FAZIT

Sehr empfehlenswert!

Gelfand mostmerorable Games Cover

Boris Gelfand,
My most memorable games
Edition Olms 2005, Paperback, 261 S.,
In englischer Sprache,
29,95 Euro

(Deutsche Ausgabe:
Boris Gelfand,
Meine besten Partien,
Edition Olms 2005, kartoniert, 272 S.,
19,95 Euro)

(Das Belegexemplar wurde  freundlicherweise von der Firma Niggemann zur Verfügung gestellt.)

Boris Gelfands beste Partien

Boris Gelfand gibt seine erste Partiensammlung heraus. Ähnlich wie Schirow, hat auch er einen sehr agressiven Stil und liebt es, Material für Angriff zu investieren. Und ähnlich wie Schirow liebt auch er taktisch verwickelte Endspiele.

Der Band enthält insgesamt 51 ausführlich analysierte Partien, sowie ein Kapitel mit Kombinationen (16 S.) und eines mit Endspielen (16 S.). Der schachliche Werdegang Boris Gelfands wird auf acht Seiten von Dirk Poldauf umrissen.

Genau wie bei Alexei Schirow handelt es sich auch hier um erstklassige Analysen, gespickt mit unzähligen taktischen Einfällen. Anders als Schirov eröffnet Boris Gelfand fast ausschliesslich mit 1.d4, hin und wieder 1.c4 oder 1.Sf3, und nur ausnahmsweise mit 1.e4. Auch mit Schwarz spielt Gelfand oft kompromisslos, z.B. Königsindisch oder Sizilianisch. Anhänger der Najdorf-Verteidigung, für die er Experte ist, werden allerdings über nur vier Najdorf-Partien enttäuscht sein.

Ein besonderes Bonbon ist das dem eigentlichen Partieteil vorangestellte Kapitel „My Favourite Variation“, in dem Gelfand auf 30 Seiten sieben Partien zur Grünfeld-Verteidigung mit 8.Tb1 sehr ausführlich unter die Lupe nimmt.

Hochinteressante Partien, zahlreiche davon gegen die Top-GMs, von Gelfand detailliert analysiert. Ein erstklassiges Buch!

FAZIT

Sehr empfehlenswert!