Fragebogen an die Verantwortlichen der BL-Vereine

Ulrich Wolf
(SV Wattenscheid)

Logo der Schachbundesliga

Sie sind…
Spielleiter

Freuen Sie sich auf die kommende Saison?
Ja.

Woher kommt die Motivation für Ihr Engagement?
Seit über 20 Jahren im Verein

Was macht die BL für Sie attraktiv?
Man sieht Topspieler aus der ganzen Welt.

Welche Außenwirkung hat die BL, wie wird Sie von Ausland wahrgenommen?
Sehr gut. Die Internationale Schachpresse schreibt darüber.

Wie wichtig ist die BL für das deutsche Schach?
Dafür ist der DSB eigentlich verantwortlich, doch der tut sehr wenig. Weder finanzielle noch sonstige Aktivitäten sind zu verzeichnen. Sie stellen lediglich den Spielleiter.

Konservativ gerechnet braucht jede Bundesligamannschaft im Schnitt pro Saison einen Etat von ca. 50.000 EUR. Das macht bei 16 Mannschaften einen Gesamtaufwand von ca. 800.000 EUR. Ist sie diese Summe wert? Welche Rolle spielen die Fixkosten, die bei etwa 35 % liegen?
Nein. Aber solange der DSB nicht die Ausländer reduziert, werden die Kosten wohl so hoch bleiben.

Die einteilige deutsche Bundesliga hat seit ihrer Gründung das gleiche Format: 16 Mannschaften spielen jeder-gegen-jeder, der erste gewinnt, die letzten vier steigen ab. Organisiert wird die BL vom DSB, das notwendige Geld geben Sponsoren oder die Vereine, die auch für die Vermarktung und Präsentation der Liga zuständig sind. Zeit für einen Wechsel der Organisationsform?
Vieles in der BL hängt an Christian Zickelbein. Ein gutes, professionelles Management fehlt aber nach wie vor. Wenn man z.B. bedenkt, dass Opel mit Schachfiguren wirbt, müsste man das doch irgendwie für die eigene Werbung nutzbar machen können. Auch hier ist natürlich der DSB gefragt. Schach hat in der Öffentlichkeit einen Stellenwert, den man deutlicher machen müsste.
Der Modus mit den 16 Mannschaften hat sich m.E. bewährt. Playoffs könnten hinsichtlich der Vermarktung z.B. im Fernsehen interessant sein.
Ein Modell mit 12 Mannschaften bei Hin- und Rückspiel ist von der Organisation und Finanzierung illusorisch.

Was sind Ihre Zukunftsvisionen für die BL?
s.o.

Häufig hört man, dass zu viele Ausländer in der BL spielen. Dadurch ginge die Bindung der Durchschnittsspieler an die Vereine verloren und zudem würde der Nachwuchs der Chance beraubt, sich in der BL zu profilieren. Das deutsche Schach profitiere immer weniger von der BL. Besteht die Notwendigkeit, die Ausländerregelung in der BL zu ändern?
Ja. Der deutsche Nachwuchs muss eine bessere Chance bekommen. Außerdem würden sich die Zuschauerzahlen verbessern.

Sollten feste Jugendbretter für jedes Team vorgesehen werden und was halten Sie von der neu eingeführten Möglichkeit, Jugendbretter zu melden?
Eigentlich eine gute Idee, aber gute Jugendliche sind schwer zu bekommen.

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Spieler Ihre Mannschaft aus? Spielt Teamgeist in der BL eine Rolle?
Teamgeist ist absolut wichtig in der BL. Speziell Wattenscheid konnte deshalb trotz geringerer Spielstärke immer wieder für Überraschungen sorgen.
Bei der Auswahl der Spieler entscheidet der Vorstand nach Rücksprache mit der Mannschaft, wer geholt wird. Wir setzen auf junge Leute, da wir denken, dass sie ehrgeiziger sind.

Oft werden die geringen Zuschauerzahlen und die mangelnde Medienpräsenz der BL beklagt. Die BL betreibe zu wenig Marketing. Hätten Sie Vorschläge zur Verbesserung der Präsentation der BL?
Die Präsentation ist außerordentlich wichtig. Die einzelnen Vereine müssen genügend Werbung machen, Rahmenveranstaltungen bei Heimspielen anbieten, am besten noch mit Kommentierung der einzelnen Partien. Wir bieten den Zuschauer parallel ein Schnellturnier an und versuchen die Kämpfe als Event zu präsentieren. Außerdem gibt es zwei Demobretter, an denen die Partien diskutiert und präsentiert werden, ein Nachwuchsturnier und Blitzturniere.
Wattenscheid hat gewöhnlich zwischen 50 und 100 Zuschauer.

Wilfried Klimek, der Geschäftsführer der Galaxy AG, dem Sponsor von Lübeck, traut der BL mit einer ansprechenden Technik und dem entsprechenden Marketing via Internet pro Kampf Zuschauerzahlen von 400.000 zu. Wie sehen Sie das?
Glaube ich nicht.

In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die BL werde zunehmend seelenlos, die Bindung der Fans und Spieler an die Vereine gehe verloren. Wie sehen Sie das?
Bei Wattenscheid sind die Spieler integriert. Sie nehmen am Spielabend und am Monatsblitz teil. Die Anbindung an den Verein führt auch zu einer hohen Akzeptanz der Mitglieder. Training von Spitzenspielern gab es auch schon. Unsere Spieler werden auch bei den Heimspielen bei Vereinsmitgliedern untergebracht.

Ihr schönstes BL-Erlebnis?
Unser Sieg gegen Solingen im letzten Jahr.

Und das „schlimmste“?
Der Abstieg 1988, weil wir mit der Aufstiegsmannschaft durchgespielt haben, was sich als grober Fehler erwies.

Die drei herausragendsten BL-Spieler?
Hübner, weil er seit Beginn dabei ist.
Wahls, weil es ein deutsches Talent ist, das durch die BL stark nach vorne gekommen ist.
Jussupow, weil er eine außerordentlich sympathische Erscheinung ist.

Und noch ein Tipp für die kommende Saison: Wer gewinnt dieses Jahr?
Lübeck, weil sie die etwas jüngere Mannschaft im Vergleich zu Porz haben und deshalb bissiger sind.

Und wer steigt ab?
Forchheim, Godesberg, Plauen, Erfurt.

Was sind Ihre eigenen Ziele und Erwartungen?
Einstelliger Tabellenplatz (zw. 9 und 12)