REVANCHE IST SÜSS

JOHANNES FISCHER über Botwinniks Fähigkeit zurückzuschlagen. Wo sich zeigt, dass der Wunsch nach Revanche eine starke Motivation sein kann.

(Leider ist uns in unserem Heft ein drucktechnischer Fehler unterlaufen. Der Text auf S. 35 ist verschoben, wodurch die letzten beiden Zeilen des Textes verschwunden sind. Deshalb erscheint der Artikel an dieser Stelle in voller Länge.)

Mihail Botwinnik

Die Sowjetmeisterschaft von 1940, die zwölfte überhaupt, war eine der stärksten, die bis dahin in der UdSSR gespielt worden war. Nur hatte sie die falschen Sieger. Das fand zumindest Michail Botwinnik. Er galt damals als Welt­meisterkandidat und bemühte sich seit dem AVRO-Turnier 1938, einen Wettkampf gegen Weltmeister Alexander Aljechin zu arrangieren. Botwinnik war als Mitfavorit bei der Meisterschaft gestartet, aber nach einer Schwächephase zum Ende des Turniers auf dem geteilten fünften Platz gelandet. Igor Bondarewski und André Lilienthal teilten sich den ersten Platz und ein Wettkampf zwischen den beiden sollte über den Meistertitel entscheiden.

Hier stand mehr auf dem Spiel als der Titel des sowjetischen Meisters. Nämlich nichts weniger als das Recht, Aljechin zu einem Weltmeisterschaftskampf herauszufordern. Denn welcher sowjetische Spieler, wenn nicht der Landesmeister, sollte dazu das Recht haben? Also beschloss Botwinnik aktiv zu werden und initiierte eine so­genannte „Absolute Meisterschaft“, in der die ersten sechs der 12. UdSSR-Meisterschaft um den Titel spielen sollten. In seiner kürzlich erschienenen Botwinnik-Biographie Mikhail Botvinnik: The Life and Games of a World Chess Champion schildert Andrew Soltis, wie der ehrgeizige Weltmeister in spe dieses ungewöhnliche Vorhaben einfädelte: „Die vorliegenden Fakten deuten darauf hin, dass die Meisterschaft von 1941, die einzige je gespielte ‚Absolute’ von Anfang an Botwinniks Idee war. Aber er wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, das Match zwischen Bondarewski und Lilienthal verhindert zu haben. … [Der Historiker] Woronkow meint, dass Wjatscheslaw Molotow [Volkskommissar in der UdSSR und enger Vertrauter Stalins, JF] wahrscheinlich derjenige war, der die Absolute Meisterschaft genehmigt hat, denn er wusste von den Geheimverhandlungen mit Aljechin und wollte Botwinnik protegieren. Als man Botwinniks Neffen Igor 1995 zur Absoluten Meisterschaft befragte, hielt er sich bedeckt und meinte: ‚Ja, Botwinnik hat Briefe an Molotow und an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei geschickt, wenn er glaubte, das sei im Interesse des Schachs.’“ (Andrew Soltis, Mikhail Botvinnik, The Life and Games of a World Chess Champion, McFarland 2014, S. 129)

Am 19. Februar 1941 kündigte die Schachzeitschrift 64 das bevorstehende Wettkampfturnier um die Absolute Meister­schaft an – das Turnier sollte nur fünf Wochen später beginnen, am 23. März 1941. Dazu schreibt Soltis: „Das war seltsam, denn die Sowjetischen Meisterschaften wurden für gewöhnlich Monate im Voraus angekündigt. Woronkow glaubt, die kurzfristige Ankündigung wurde gewählt, damit niemand außer Botwinnik gut vorbereitet am Brett erschien.“ (Soltis, S. 129)

Neben Botwinnik gingen Paul Keres, Isaak Boleslawski, Wassili Smyslow, Igor Bondarewski und André Lilienthal – der per Telegramm von einer Simultantournee in Sibirien nach Moskau zum Turnier zurückbeordert wurde – an den Start. Doch die kurzfristige Ankündigung des Turniers ließ den anderen Teil­nehmern des Turniers nicht nur wenig Zeit für eine gründliche Vorbereitung, sondern bescherte Botwinnik auch psychologische Vorteile. Denn Botwinniks Konkurrenten wird klar gewesen sein, wem sie die plötzliche Einladung zu diesem ungewöhnlichen Turnier zu verdanken hatten – und was das über dessen politische Verbindungen aussagte. Botwinniks Strategie ging jedenfalls auf. Er gewann das Turnier überlegen, zeigte, wer die Nummer eins in der Sowjetunion war und untermauerte seinen Anspruch auf einen Weltmeisterschaftskampf gegen Aljechin.

DER WELTMEISTER WILL RUHE, DER EXWELTMEISTER REVANCHE

Auch später sorgte Botwinnik in Wettkämpfen immer wieder dafür, dass seine Gegner psychologisch in die Defensive gerieten. Die besten Beispiele sind die beiden Revanchekämpfe um die Welt­meisterschaft, die Botwinnik 1958 gegen Smyslow und 1961 gegen Tal spielte.

Tatsächlich waren diese Revanchekämpfe die beiden einzigen Weltmeisterschaftskämpfe, die Botwinnik im Laufe seiner langen Karriere überhaupt gewinnen konnte. 1948 wurde er durch den Sieg im Weltmeisterschaftsturnier Den Haag/ Moskau Weltmeister und 1951 verteidigte er diesen Titel mit einem 12:12 Unentschieden im WM-Kampf gegen David Bronstein, denn laut Reglement behielt der Weltmeister bei Gleichstand seinen Titel. Diese Regel rettete Botwinnik auch drei Jahre später beim ersten WM-Kampf gegen Smyslow 1954, der ebenfalls 12:12 endete.

Doch 1957 war es so weit: Smyslow war das Kunststück gelungen, sich ein zweites Mal im Kandidatenturnier gegen die besten Spieler der Welt durchzusetzen und gewann den zweiten WM-Kampf gegen Botwinnik anschließend mit 12,5:9,5. Smyslow hatte es geschafft. Nach etlichen vergeblichen Anläufen war er endlich Weltmeister geworden. Gut möglich, dass sein Trainingseifer nachließ, dass er den Weltmeistertitel genießen wollte oder glaubte, der Revanchewettkampf gegen Botwinnik sei nur eine Formsache. Schließlich war Botwinnik schon so lange Weltmeister, zehn Jahre älter als Smyslow und hatte als Titelträger nur wenige bedeutende Turniere gewonnen. Und hatte Smyslow im zweiten Weltmeisterschaftskampf nicht bewiesen, dass er der beste Spieler der Welt war?

REVANCHE GEGEN SMYSLOW

Doch Botwinnik war entschlossen, Revanche zu nehmen. Aber bevor er offiziell ankündigte, von seinem Recht auf einen Revanchewettkampf Gebrauch machen zu wollen, ließ er noch ein wenig Zeit verstreichen, damit sich Smyslow möglichst lange dem Rausch des Titel­gewinns hingab und insgeheim vielleicht hoffte, Botwinnik würde auf Rückkampf und Weltmeistertitel verzichten. Währenddessen bereitete der frisch gebackene Ex-weltmeister die Revanche akribisch vor. Er analysierte, was er im Wettkampf von 1957 falsch gemacht hatte, wo Smyslows Schwächen lagen und wie er die ausnutzen konnte.

Besonders motiviert war Botwinnik, wenn er glaubte, ihm sei Unrecht geschehen oder er sei nicht korrekt behandelt worden oder er müsste sich gegen starke Gegnerschaft behaupten. Die Niederlage im Wettkampf gegen Smyslow und der Verlust des WM-Titels dürften ihn bei der Vorbereitung auf den Rückkampf zu Höchstleistungen angespornt haben.

So lag der psychologische Vorteil beim Revanchematch eindeutig auf Seiten Botwinniks: Er war hoch motiviert und er war wieder Weltmeister, wenn er den Kampf gewann. Sollte er jedoch verlieren, konnte er in Ruhe entscheiden, ob er noch einmal versuchen sollte, einen Anlauf auf den Weltmeisterthron zu unternehmen oder seine Schachkarriere allmählich ausklingen zu lassen.

Außerdem konnte Botwinnik seine größte Stärke ausspielen: gründliche Vorbereitung. Er konnte sich anschauen, wie Smyslow im ersten Wettkampf gespielt hatte und sich dementsprechend anpassen. Smyslow hingegen wusste nicht, wie der „neue“ Botwinnik aussehen würde, der ihm beim Revanchematch gegenüber saß.

Entsprechend furios begann Botwinnik den Wettkampf, der 1958 in Moskau stattfand. Er gewann die ersten drei Partien und eroberte „seinen“ Titel schließlich mit 12,5:10,5 zurück. Schon die erste Partie zeigte, dass Smyslow nicht in Form war. Er hatte Weiß, aber kam schlecht aus der Eröffnung heraus und geriet schnell in Zeitnot. Botwinnik erhöhte den Druck systematisch und gewann erst einen, dann einen zweiten Bauern und schließlich auch die Partie.

SMYSLOW
BOTWINNIK

WM, Moskau 1958

1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3 Lg4 4.h3 Lxf3 5.Dxf3 Sf6 6.d3 e6 7.Le2 Sbd7 8.Dg3 g6 9.0–0 Lg7 10.Lf4 Db6 11.Tab1 0–0 12.Lc7 Dd4 13.Lf3 e5 14.Ld6 Tfe8 15.La3 dxe4 16.dxe4?! Laut Botwinnik ein Fehler. Er empfiehlt stattdessen 16.Sxe4 Sxe4 17.Lxe4 mit Ausgleich.

16…b5 Mit diesem Zug übernimmt Schwarz die Initiative. Die Eröffnung ist Weiß gründlich missraten und wie Botwinnik schreibt, hatte Smyslow hier bereits „nur noch wenig Zeit auf der Uhr“. 17.Tfd1 Db6 18.b3 Sc5 19.Lc1 Dc7 20.Le3 Se6 21.a4 a6 22.b4 Tad8 23.Le2 De7 24.axb5 axb5 25.Txd8 Txd8 26.Lb6 Ta8 27.f3 Ta3 28.De1 Lh6 29.Lf1 Sd4 30.Lc5 De6 31.Ld3 Sd7 32.Lxd4 exd4 33.Se2 Le3+ 34.Kh1 Se5 35.Df1 Dd6 36.f4 Sxd3 37.cxd3 Txd3 38.Df3 Td2 39.Tf1 Dxb4 40.e5 Dc4 41.Sg3 Tc2 42.f5 Tc1 43.e6 fxe6 44.fxg6 Txf1+ 45.Sxf1 hxg6 46.Df6 b4 47.Kh2 g5 48.Sxe3 dxe3 49.Dxg5+ Kf7 50.Dxe3 b3 51.De5 c5 52.Dc7+ Kg6 53.Db8 Kf5 54.Df8+ Ke4 55.Df6 Dd5 56.Df3+ Kd4 57.Dd1+ Ke5 58.De2+ Kd6 59.Da6+ Ke7 60.Da7+ Kf6 61.Dh7 De5+ 62.Kh1 b2 0:1

Drei Jahre später wiederholte sich die Geschichte. Im Weltmeisterschaftskampf 1960 verlor Botwinnik gegen den jungen aufstrebenden Tal. Zu Recht, wie viele meinten. Der 1936 geborene Tal war damals der jüngste Champion aller Zeiten. Er war in atemberaubendem Tempo zum Weltmeister geworden und bezauberte und verblüffte die gesamte Schachwelt durch kühne Opfer und waghalsige Angriffe. Sein Sieg gegen Botwinnik schien eine neue Ära einzuleiten. Tal war 25 Jahre jünger als Botwinnik und verkörperte eine neue, attraktive Form des Schachspielens.
Auch in diesem Wettkampf deutete die erste Partie an, was später kommen würde. Botwinnik ließ sich im Franzosen auf eine sehr scharfe, taktisch komplizierte Variante ein, in der die weißen Figuren freies Spiel hatten. Tal behandelte die Stellung hervorragend und glänzte mit einer Reihe origineller Einfälle und Manöver.

TAL
BOTWINNIK

WM, Moskau 1960

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Dc7 7.Dg4 f5 8.Dg3 Se7 9.Dxg7 Tg8 10.Dxh7 cxd4 11.Kd1 Ld7 12.Dh5+ Sg6 13.Se2 d3 14.cxd3 La4+ 15.Ke1 Dxe5 16.Lg5 Sc6 17.d4 Dc7 18.h4 e5 19.Th3 Df7 20.dxe5 Scxe5 21.Te3 Kd7 22.Tb1 b6 23.Sf4 Tae8

24.Tb4 Lc6 25.Dd1 Sxf4 26.Txf4 Sg6 27.Td4 Txe3+ 28.fxe3 Kc7 29.c4 dxc4 30.Lxc4 Dg7 31.Lxg8 Dxg8 32.h5 1:0

Die Auftaktpartie war eine von etlichen Niederlagen Botwinniks in diesem Wettkampf, in denen Tal ihn taktisch schmerzhaft überspielte. Viele Schachspieler glaubten nicht, dass Botwinnik es wagen würde, zum zweiten Mal gegen Tal anzutreten und Gefahr zu laufen, noch deutlicher und noch drastischer zu verlieren.

REVANCHE GEGEN TAL

Auch Tal schien nicht geglaubt zu haben, dass Botwinnik zum Revanchekampf antreten würde. Entsprechend nachlässig betrieb er die Vorbereitung auf den Wettkampf. Alexander Koblenz, Tals langjähriger Trainer, Sekundant und Freund schildert das so: „An einem warmen, sonnigen Tag waren wir bei einem Spaziergang unterwegs. Tal, der Welt­meister, war gut gelaunt. … An der Straßenecke blieb ich stehen und fragte: ‚Was meinst du, Michail, wird Botwinnik dich zu einem Revanchewettkampf auffordern?’ ‚Nie und nimmer!’“… Ich muß gestehen, seit Michail die Schachkrone erobert hatte, bereitete mir seine Stimmung Sorge. Der weltweite Ruhm, zu dem er gelangt war, die allgemeine Bewunderung für sein Talent konnte nicht spurlos an ihm vorbeigehen, ja, sie waren ihm zu Kopf gestiegen. Daher der unerschütterliche Glaube an die Unfehlbarkeit seines Stils, die Überzeugung, er könne dem ‚Botwinnikschen Kanon’ zum Trotz beweisen, daß zweimal zwei gleich fünf sei! … Am 1. September traf Botwinniks offizielle Aufforderung zum Revanchewettkampf ein. Ich suchte unverzüglich Michail auf und schlug vor, gemeinsam ein Programm und einen Zeitplan für die Vorbereitung zum Wettkampf auszuarbeiten. Ich meinte, wir müßten die Partien Botwinniks und seine Konzeptionen aufs neue gründlich durcharbeiten…. [Tals Antwort:] ‚Botwinniks Partien? O nein, ich habe genug von ihnen! Nehmen wir lieber Keres vor!’“ (Alexander Koblenz, Schach lebenslänglich, Erinnerungen eines Erfolgstrainers, Berlin: de Gruyter 1987, S. 223-224)

Auch gesundheitlich stand es um Tal nicht gut. Wie Koblenz berichtet, hatte Tal „zwei Wochen vor dem Revanchewettkampf … einen Herzanfall“ erlitten (Koblenz, S. 227) und so ging der Weltmeister schachlich und psychologisch schlecht vorbereitet sowie gesundheitlich angeschlagen in den Wettkampf.

Ganz anders Botwinnik. Er war körperlich in guter Verfassung und schachlich gut vorbereitet. Nach der Niederlage gegen Tal im Wettkampf 1960, in dem Botwinnik immer wieder in Zeitnot geraten war, hatte er systematisch an seiner Zeiteinteilung gearbeitet. In Vorbereitungspartien mit Semjon Furman hatte Botwinnik seinen Gegner, den späteren Trainer Karpows, aufgefordert, ihn mit Zigarettenrauch einzunebeln, um sich an Tals Zigaretten zu gewöhnen. Zudem war Botwinnik fest entschlossen, offene, taktische Stellungen zu vermeiden und Komplikationen aus dem Weg zu gehen.

Außerdem hatte Botwinnik eine Geheimwaffe entdeckt: Kaffee. Bei der Schacholympiade in Leipzig 1960 hatte er bemerkt, wie sehr ihm Kaffee half, auch in der fünften Stunde der Partie konzentriert und frisch zu bleiben.

In kämpferischer, kompromissloser Stimmung war Botwinnik sowieso. Das zeigte sich unter anderem darin, dass er trotz der angegriffenen Gesundheit Tals darauf bestand, dass der Wettkampf am vorgesehenen Termin begann. Obwohl, wie Koblenz berichtet, eine Ärztekommission „nach sorgfältiger Untersuchung … ein Gutachten“ abgegeben hatte, „daß Tal gesundheitlich nicht imstande sein werde, termingemäß am 15. März zum Revanchewettkampf anzutreten. Auf Ersuchen des Schachverbandes Lettlands schlug der Unionsrat der Sportverbände der UdSSR vor, den Wettkampf auf Mitte April zu verlegen.“ Dieses Gutachten erkannte Botwinnik jedoch nicht an und verlangte eine Untersuchung in Moskau, was Tal ablehnte. Am Ende gab Tal nach: „Was immer auch Tals Beweggrund gewesen sein mag, eines Tages erklärte er, die Ärzte seien keine Propheten und könnten nicht voraussagen, wie er sich nach etlichen Wochen befinden werde. Kein Zweifel: aus Tal sprach … sein Pflichtgefühl, die peinliche Beachtung der ‚Spielregeln’.“ (Koblenz, S. 226).

Wieder war die erste Partie sympto­matisch für den gesamten Wettkampf. Im Vergleich zur Auftaktpartie 1960 war Tal allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst. Um Verwicklungen zu vermeiden, strebte Botwinnik frühen Damentausch an und überließ Tal damit eine leichte Initiative. Die konnte Tal jedoch nicht nutzen und wenig später war er in einem schlechteren Endspiel gelandet, das er ohne viel Gegenwehr verlor.

BOTWINNIK
TAL

WM, Moskau 1961

1.c4 Sf6 2.Sc3 e6 3.d4 Lb4 4.e3 0–0 5.Ld3 d5 6.a3 dxc4 7.Lxc4 Ld6 8.Sf3 Sc6 9.Sb5 e5 10.Sxd6 Dxd6 11.dxe5 Dxd1+ 12.Kxd1 Sg4 13.Ke2 Scxe5 14.Ld5 c6 15.Le4 Le6 16.Sd2 Tad8 17.h3 Sf6 18.Lc2 Td7 19.b3 Tfd8 20.Td1 Sd3 21.Lxd3 Txd3 22.Lb2 T3d7 23.Lxf6 gxf6

24.b4 Lf5 25.Sb3 Ld3+ 26.Ke1 b6 27.Tac1 Le4 28.f3 Txd1+ 29.Txd1 Txd1+ 30.Kxd1 Ld5 31.Sd4 c5 32.bxc5 bxc5 33.Sb5 a6 34.Sc7 Lc4 35.Se8 f5 36.h4 Kf8 37.Sd6 Lf1 38.g3 Ke7 39.Sxf5+ Ke6 40.e4 Ke5 41.Kd2 1:0

Hatte Tal 1960 beim Auftakt mit brillanten Einfällen und originellen Manövern geglänzt, so wirkte er ein Jahr später uninspiriert und hilflos. Am Ende gewann Botwinnik den Wettkampf klar mit 13:8. Gerade in den Schwarzpartien zeigte sich, wie schlecht Tal vorbereitet war. Immer wieder geriet er schon in der Eröffnung in Schwierigkeiten und mit 2,5 aus 11 (2 Siege, 1 Remis, 8 Niederlage) fiel Tals Schwarzbilanz entsprechend verheerend aus. So wurde Botwinnik zum dritten Mal Weltmeister.

Erst 1963, nach Botwinniks Niederlage im WM-Kampf gegen Tigran Petrosjan, fiel der Revanchewettkampf aus. Die FIDE hatte ihn abgeschafft. In seiner
Partiensammlung kommentierte Botwinnik knapp: „Wie es scheint, habe ich gegen Tigran Petrosian zurecht verloren – ich hatte bereits Wettkämpfe gegen Smyslow und Tal verloren… Das Alter hinterlässt Spuren. Und Gott sei Dank gab es keinen Revanchekampf mehr.“ (Botvinnik’s Best Games, Volume 3: 1957-1970, Moravian Chess 2001, S.11).

Es fällt schwer zu glauben, dass Botwinnik hier ehrlich ist. Schließlich hatte ihn die Aussicht auf eine Revanche gegen Smyslow und Tal motiviert, in Vorbereitung und Wettkampf sein Bestes zu geben. Zwei Mal gelang ihm so ein unerwartetes Comeback.