NOCH EIN BUCH

Von Harry Schaack

Daniel "Bobby Fischer" Cover

Wohl wenige Schachbiographien sind so eindrucksvoll wie die Bobby Fischers. Die Vita des Amerikaners zeigt das einsame Streben einer eigenwilligen Persönlichkeit, die es bis ganz nach oben bringt. Sie zeigt aber auch die Zerrissenheit, die in einem zurückgezogenen, von Paranoia bestimmten Leben seinen Ausdruck findet. Über keinen anderen Schachspieler ist so viel geschrieben worden wie über den 11. Weltmeister.

Im Schneidewind Verlag ist nun ein weiteres Buch mit dem etwas sperrigen Titel Robert James Fischer: „Ich wollte unbedingt gewinnen!“ erschienen. Diese Publikation richtet sich nicht an Schachhistoriker, sondern explizit an jüngere Schachspieler und will erklären, woher die Begeisterung für den Mythos Fischer rührt. Etwas befremdend ist das im Vorwort geäußerte Anliegen des Autors Wolfgang Daniel, auf die Darstellung politischen Äußerungen Fischers zu verzichten. Er meint, seine Würde müsse gewahrt bleiben, übersieht aber, dass Fischer selbst mit seinen unsäglichen Äußerungen dazu beigetragen hat, selbige zu beschädigen.

Die Publikation ist ein Spagat: Einerseits richtet sich der Autor an ein schachunkundiges Publikum, andererseits gibt er Detailinformationen, die über das Hobbyniveau hinausgehen.

Leider mangelt es der Darstellung etwas an Stringenz. Der Lebensweg Fischers wird allzu oft verlassen. In Einschüben eilt Daniel gelegentlich mit großen Schritten durch die Schachgeschichte. Ausflüge bis in die heutige Zeit machen die Lektüre etwas holprig. Abschweifungen zu Bronsteins Meinung über den Großmeister-Titel oder ein Absatz zur Hirnforschung hemmen den Lesefluss. Exkursionen zur aktuellen Blitzweltmeisterschaft oder die Information, dass die Frau Petrosjans ein Kästchen mit Schachfiguren auf den Sarg ihres Gatten legte, wirken ebenso störend wie die Anekdoten zu Steinitz und Lasker. Auch scheint das Urteil des Autors manchmal seltsam, wenn er etwa das legendäre Blitzturnier von Heceg Novi 1970 als „ein Ereignis, was vielen unbekannt ist“, bezeichnet (S.58).

Sprachlich ist Fischers Leben sicher schon besser erzählt worden, doch das tolle Bildmaterial und der für ein gebundenes Buch ungewöhnlich niedrige Preis machen die Publikation zu einer geeigneten Einstiegslektüre.