EDITORIAL

LIEBE KARL-LESER,

2018 ist ein Jahr der Jubiläen. Die beiden bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Repräsentanten des 19. Jahrhunderts, Adolf Anderssen und Tassilo von Heydebrand und der Lasa, feiern ihren 200. Geburtstag. Ihnen ist unser Heft gewidmet.

Der erste, Adolf Anderssen, war inoffizieller Weltmeister, nachdem er das internationale Turnier in London 1851 gewonnen hatte. Mit der „Unsterblichen“ und der „Immergrünen“ hat er gleich zwei Partien hinterlassen, die ins kollektive Schachgedächtnis eingeschrieben sind. Trotzdem ist über sein Leben wenig bekannt. Bislang gibt es nur zwei Biographien über ihn, die vor knapp 100 Jahren geschrieben wurden. Bernd-Peter Lange hat sich für seinen Beitrag in Karl auf Spurensuche in Anderssens Heimatstadt Breslau begeben und vieles bislang Unbekanntes gefunden.

Als Kramnik in Berlin im Kandidatenturnier in der dritten Runde eine spektakuläre Partie gegen Aronjan gewann, wies er in der Pressekonferenz darauf hin, dass er am Ende „schön“ gewinnen wollte. Diese Referenz an das romantische Schach des 19. Jahrhunderts erinnerte in frappanter Weise an den Stil Adolf Anderssens, so wie ihn Mihail Marin in unserem Heft beschreibt. Sein Artikel ist ein Versuch, das einseitige Bild über den Breslauer Meister zu korrigieren.

Der andere, heute weniger bekannte, Protagonist unseres Heftes ist Tassilo von Heydebrand und der Lasa, stärkster Spieler der Berliner Plejaden, Diplomat und der wichtigste Schachbuchsammler jener Zeit. Seine Bibliothek wird heute im polnischen Kórnik aufbewahrt. Von der Lasa zählte auch zu den führenden Analytikern, denn er bearbeitete über viele Jahre und Auflagen hinweg das Handbuch des Schachspiels – das theoretische Standardwerk des 19. Jahrhunderts – das sein früh verstorbener Freund Paul Rudolf von Bilguer begonnen hatte. Von der Website chessmetrics.com wird von der Lasa zwischen 1851-52 als Weltranglistenerster geführt, obwohl er nie ein Turnier gespielt hat und nur wenige Partien von ihm überliefert sind.

Für die online-Ausgabe haben wir einen zusätzlich Artikel bereitgestellt, der es aus Platzmangel nicht mehr in unsere Printausgabe geschafft hat. Michael Negele befasst sich in seinem Artikel Schachtheorie eines verhinderten Praktikers mit der Bedeutung des Schachanalytikers von der Lasa.

Ein besonderer Reiz dieser Ausgabe besteht in einigen bislang selten gezeigten Abbildungen Anderssens und von der Lasas. Einige davon verdanken wir der Hamburger Künstlerin Elke Rehder, die Bildmaterial aus ihrem Archiv zu diesem Heft beigesteuert hat.

2018 ist auch das Jubiläum des größten deutschen Schachspielers Emanuel Lasker. Am 24. Dezember jährt sich sein 150. Geburtstag. Zu diesem Anlass hat die Emanuel Lasker Gesellschaft viele Aktivitäten angekündigt. Dazu gehört auch die Verleihung der „Lasker“–Trophäe, die für besondere Verdienste um die Schachkultur vergeben wird. Am Rande des Kandidatenturniers bekam das Schachmagazin Karl einen davon.

Die fünf Sieger eines Jahresabos und die Lösung unseres Preisrätsels aus Karl 4/17 finden Sie hier. Dank für die rege Teilnahme und auch für die vielen positiven und ermunternden Rückmeldungen zu unserer Zeitschrift!

Harry Schaack