Harry Schaack Editorial 2

EDITORIAL

LIEBE LESER,

ein Heft über Schach & Literatur zu machen, lag mir schon lange am Herzen. Doch schnell wird das Unternehmen auch zu einem „schmerzlichen“ Unterfangen, denn ein KARL reicht lediglich für eine kleine Übersicht.

Glücklicherweise konnten wir wichtige Autoren zu diesem Thema gewinnen. Insbesondere freue ich mich über die Mitarbeit von Jeffrey B. Berlin, der sich in seinem Beitrag ausführlich über Stefan Zweigs Schachnovelle auslässt. Der ansonsten in der Schachszene wenig bekannte Berlin ist Mitherausgeber der großen „Stefan Zweig-Briefedition“, Vorstandsmitglied der „Internationalen Stefan Zweig-Gesellschaft“ und einer der profundesten Kenner des österreichischen Autors.

Hans Holländer zählt zu denen, die seit vielen Jahren den Bereich Schach und Kultur durch wichtige Publikationen bereichern. Er ist Mitherausgeber des 2008 erschienenen grundlegenden Werkes zur Kulturgeschichte des Schachs, Scacchia Ludus. Mit seinem Artikel misst er den schach-literarischen Raum aus und gibt in seinen „Variantenkoffern“ einen Überblick über die Motivvielfalt.

Ernst Strouhal, der wie Holländer zu den regesten Akteuren im Bereich der Kulturgeschichte des Schachs gehört, beschäftigt sich mit dem zweiten großen Schach-Autor Vladimir Nabokov. Der Russe war wohl der Schriftsteller, der über das größte Schachwissen verfügte. Und genau das kann die Lektüre gelegentlich behindern, wie Strouhal in seiner originellen Rahmengeschichte verdeutlicht.

Bislang Unbekanntes berichten Gennadi Nesis und Asja Borsowa über Schach in der altrussischen Literatur sowie Michael Ehn über die Beziehung zwischen dem fast vergessenen Wiener Schachspieler Arthur Kaufmann und dem literarischen Enfant Terrible Arthur Schnitzler.

Besonders dankbar bin ich dem Paul Zsolnay Verlag, der uns den Abdruck der Erzählung Königsschach gestattete. Michael Köhlmeier, einer der bekanntesten österreichischen Autoren der Gegenwart, beschreibt das Aufeinandertreffen der beiden Exzentriker Bob Dylan und Bobby Fischer, das mit unerwartetem Ausgang endet.

Im Porträt stellen wir dieses Mal mit Björn Lengwenus den bekanntesten Schachpädagogen Deutschlands vor. Der geistige Vater von Fritz & Fertig ist leidenschaftlicher und engagierter Lehrer, der auch eigene didaktische Wege geht, wenn es nötig ist.

Außerdem gibt es auf unserer Internetseite noch Bonusmaterial, das wegen Platzmangels keinen Eingang ins Heft gefunden hat. Unter www.karlonline.org/110_2.htm ist als Erstveröffentlichung die Kurzgeschichte „Kamps skurrile Strategie“ von Juan Oyarzún zu lesen.

Zum Schluss möchte ich noch Siegfried Schönle und Ernst Strouhal für Unterstützung und Anregungen danken.

Harry Schaack